Was weiß ich schon vom Nähen...


Pfaff 295-1 aus den 70-igern
Die Nähmaschine meiner Mutter: Eine Pfaff 295-1 aus den 1970-ern
Als ich noch zur Schule ging, kaufte meine Mutter eine Nähmaschine. Nähen konnte keiner in der Familie, Kurse gab es nicht und YouTube schon gar nicht. Ich brachte mir das Nähen mit Hilfe der Gebrauchsanweisung der Nähmaschine, des Werkes "Das große Ravensburger Handarbeitsbuch" von 1972 und der Nähanleitungen in Schnittmustern selber bei.

In meiner Schul- und Studienzeit nähte ich Kleidung aus gewebten Stoffen. Damals hatte jedes Kaufhaus eine Stoffabteilung. Im Schlussverkauf kriegte man Stoffe billig, und selber nähen sparte tatsächlich Geld.
Pfaff Tipmatic 1051 aus den 90-ern
Meine Nähmaschine: Eine Pfaff tipmatic 1051 aus den 1990-ern
Als ich endlich selber Geld verdiente, kaufte ich mir eine eigene Nähmaschine (eine Pfaff tipmatic 1051). Natürlich fehlte mir bald die Zeit zum Nähen. Die Nähmaschine wurde nur noch für Reparaturen und das Kürzen von Hosenbeinen benutzt.

Nach vielen Jahren klaglosen Dienstes begann die Nähmaschine Probleme zu machen. Der Unterfaden bildete ständig Schlingen. Die Maschine landete im Keller. Es dauerte ein paar Jahre, bis ich raus kriegte, was ihr fehlte, und wie man das repariert: Das Alte-Nähmaschine-Syndrom.

Vor einigen Jahren fing ich an, Hüllen aus Neopren für meine Kleinelektronik und andere empfindliche Gegenstände zu nähen. Das ist einfachste Näherei- kurze gerade Nähte, und versäubern muß man nix.
Wellige Jerseynaht
Untaugliche Jerseynaht
Jerseystoffe und Funktionsstoffe waren gesellschaftsfähig geworden. Ich hatte keine Lust mehr auf unbequeme Webstoff-Oberteile. Jersey verarbeiten konnte ich nicht, der genähte Stoff schlug Wellen. Ich dachte tatsächlich, das läge an der Nähmaschine, und man bräuchte eine Overlock, um Jersey zu nähen!
Regenwetter
Verregneter Urlaub
Und dann kam der Urlaub im August 2017. Ich lag im Schlafsack, der Regen prasselte aufs Zelt, und ich stellte fest, dass der Kleidersack mit dem "Kopfkissenbezug-T-shirt" im Kajak geblieben war. Das glatte Kopfkissen flutschte ständig weg und ich beschloss zum hundertsten Mal, endlich einen Bezug dafür zu nähen.
Diesmal hatte ich Unterstützung vom Wetter. Das sorgte nämlich dafür, das wir den Urlaub hauptsächlich zu Hause verbrachten. Statt zu paddeln guckte ich Nähvideos, las die Gebrauchsanweisung der Nähmaschine, spielte und probierte. Dabei fand ich raus, dass meine Maschine hervorragend Jersey nähen konnte.

Bezug fürs Campinggissen
Mein erstes Werk aus Jersey- ein Bezug fürs Campingkissen. 
Ich nähte tatsächlich einen Bezug für mein aufblasbares Kissen aus einem Jersey-Strechlaken aus der Putzlappenkiste. Dabei biss mich die Nähbazille, und seitdem ist kein Lumpen mehr vor mir sicher.
Seit fünf Monaten arbeite ich mich durch die Putzlappenkiste, Schubladen und Schränke und repariere, ändere oder verwerte die Stoffe für diversen Kram, den ich schon immer mal haben wollte.

Diesmal musste ich nicht alles alleine raus kriegen, Youtube und vielen kompetenten Nähbloggern sei Dank. Nicht alle Fragen beantwortet das Netz. Ab und zu muss ich selber denken. Manchmal kommt sogar was dabei raus. Diese Lösungen poste ich hier. Vielleicht helfen sie jemand anderem weiter.