Samstag, 6. Juni 2020

Wasserdichte Packsäcke reparieren

2012 haben wir mit dem Paddeln angefangen. Wir haben ultraleichte wasserdichte Packsäcke gekauft. Die sind nämlich schön glatt und lassen sich besser packen. Robust sind sie leider nicht. Scharfkantiger Inhalt (z. B. Tüten mit gefriergetrocketem Essen) oder scharfkantige Umgebung (z. B. Kocher) machten kleine Löcher. Nach 8 Jahren hatte ich 10 kaputte Packsäcke. Die wollten jetzt repariert werden.

Woraus ist der Packsack?

Zunächst musste ich rauskriegen, woraus die Säcke bestehen. Übliche Materialien sind PU-beschichtete Nylon, silikonbeschichtetes Nylon (Silnylon), und PVC-beschichtetes Polyester (Lastwagenplane)

  • Die SeaToSummit Packsäcke aus Ultra-Sil sind auf der Außenseite silikonisiert und auf der Innenseite PU-beschichtet. Auf der Außenseite hält Silikonkleber, auf der Innenseite (lt. Homepage der Firma) auch Polyurethankleber [3].
  • Aus PU-beschichtetem Nylon bestehen die Exped-Packsäcke und die leichten Ortlieb-Säcke. Die lassen sich mit einem Polyurethankleber reparieren.
  • Die roten, robusten Ortlieb-Packsäcke bestehen aus Lastwagenplane/ PVC-beschichtetem Polyester. Das Material läßt sich verschweißen. Viele Klebstoffe halten auf PVC. Das steht üblicherweise auf der Klebstoffpackung.

Und wie erfährt man, woraus der Packsack ist? Bei den Exped- und SeaToSummit-Säcken steht es auf der Packung. Allerdings werden gerne Eigennamen (z. B. Ultra-Sil) benutzt, und man muss auf der Homepage der Firma nachgucken, was genau das ist. Ortlieb gibt den Materialtyp (z B. PS10 oder PS 350) auf der Packung an. Die Homepage von Ortlieb [2] liefert Details dazu.

Wie kleben?

  • Kleine Löcher, z. B. von Dornen werden einfach mit etwas Klebstoff drauf geflickt. Risse kann man zuvor zunähen.
  • Angeblich kann man bis 1-2cm große Löcher nur mit Klebstoff reparieren. Auf größere Löcher oder Risse kann man Flicken kleben.
  • Bei größeren Löchern muss man z. B. Tape von der Innenseite gegenkleben. Andernfalls läuft der Kleber nach innen und verklebt die Innenseiten miteinander.
  • Die Klebstoffe sind ziemlich ungesund. Wenn möglich, im Freien oder in gut belüfteten Räumen arbeiten.
  • Handschuhe verwenden. Das Zeug läßt sich nur schwer wieder von den Händen abwaschen
  • Die Klebstoffe sind feuchtigkeitshärtend.Je höher die Luftfeuchtigkeit, und je wärmer es ist, um so rascher binden sie ab. Ich habe auch mal erlebt, dass ein Polyurethanklebstoff bei -15 Grad Außentemperatur und entsprechend trockener Innenluft selbst nach 3 Tagen nicht durchgehärtet war.
  • Das Abbinden dauert Stunden bis Tage. Eine "Field Repair" ist das nicht.

Silikonbeschichtetes Material kleben

Auf silikonbeschichteten Materialien hält nur Silikonklebstoff. Den kriegt man als Silikonnahtdichter für Zelte zu kaufen, z. B. unter den Namen SeamGrip + SIL oder SilNet. Ich habe zum Reparieren Elastosil R43 benutzt. Das funktionierte gut.

Silikonkleber hält auf anderen Materialien nicht so gut. Deshalb sollten auch Flicken aus Silnylon sein.

Die mir bekannten Silikonkleber lassen sich nur bei > 15 Grad verarbeiten. Die kleine Durchstichlöcher habe ich mit einer Lage Elastosil E43 von außen repariert. Zum Auftragen von Elastosil benutzte ich die Außenkante eines passend zurechtgeschnittenes Stück einer alten Kreditkarte. Schön ausstreichen und trocknen lassen.

Ein größeres Loch habe ich geflickt. Als Flickmaterial sollte man auch Silnylon benutzen. Ich habe mir dafür Warenproben von einem Versender von Outdoor-Stoffen schicken lassen. Flicken sollten abgerundet werden. Der Hersteller von Elastosil empfiehlt, den Untergrund etwas anzurauhen. Ich habe großzügig Elastosil auf den Packsack aufgetragen und den Flicken aufgelegt. Dann habe den Flicken mit meinem Kredikartenspatel ordentlich auf das Material aufgedrückt. Die Kleberreste, die unter dem Flicken hervorquollen, habe ich mechanisch entfernt.

Das Elastosil war nach 30 Minuten einigermaßen trocken. Nach 24 Stunden bei Raumtemperatur ist der Kleber durchgehärtet. Er ist auf der Oberfläche weiterhin ein bißchen klebrig. Deshalb habe ich nach dem Abbinden Talkum-Pulver drübergerieben.

PU-beschichtetes Nylon kleben

Die Trockensäcke aus PU-beschichtetem Nylon habe ich von der Außenseite mit SeamGrip repariert. Ich habe die Punktionslöcher mit einem Edding markiert und die Klebestelle mit Isopropanol entfettet. Die Löcher waren winzig. Dann habe ich die Säcke so gefaltet und beschwert, dass die Klebestellen flach lagen. SeamGrip wurde mit einem Pinselchen auf und um die kaputte Stelle gestrichen und in den Stoff eingetupft. Dann durfte es 24 Stunden liegen zum Abbinden.

Beschleunigen läßt sich das durch den Katalysator Cotol 240. Man vermischt ein paar Tropfen mit SeamGrip und verstreicht es anschließend. Als Mischgefäß habe ich Blisterpackungen aus durchsichtigem Plastik verwendet.

Reste enferne ich mit einem Stück Klopapier aus dem Pinsel. Dann wird er in einem Glas mit Isopropanol aufbewahrt.

Leimreste lassen vor dem Abbinden mit Aceton, vermutlich auch mit Isopropanol, enfernen.

Quellen

[1] https://www.extremtextil.de/know-how/materialinfos/silnylon-info.html

[2] https://www.ortlieb.com/de/service/technisches/materialien

[3] https://seatosummitusa.com/blogs/ask-baz/repairing-gear

History

2020-06-06 erstellt

Dienstag, 18. Februar 2020

Garnrollenaufbewahrung



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Mein Weihnachtsgeschenk war eine "Nähgarnaufbewahrung nach Wunsch". Die ist jetzt fertig- und ich bin sehr zufrieden damit.